Wohl Spannung

Autogenes Training – mehr als Entspannung

Die sinngemäße Übersetzung des Begriffes Autogenes Training lautet: übendes Verfahren zur konzentrativen Selbstentspannung.

Das Autogene Training hat seine Ursprünge in der wissenschaftlichen Erforschung der Hypnose in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

Der Berliner Nervenarzt J.H. Schultz konnte beobachten, dass einige seiner Hypnose-Patienten in der Lage waren, die in der Hypnose gemachten Allgemeinempfindungen der Ruhe und Geborgenheit sowie Schwere- und Wärmegefühle selbst (autogen) hervorzurufen.

Er entwickelte daraus eine Methode, durch Konzentration auf einprägsame Übungsformeln eine gewünschte Bewußtseinsumschaltung zu bewirken, die er zunächst autogene Organübungen nannte. Das grundlegende Werk von J.H. Schultz aus dem Jahr 1932 trägt den Titel „Das Autogene Training, Konzentrative Selbstentspannung“.

Der Begriff Konzentration entspricht in diesem Zusammenhang nicht der aus dem Alltag bekannten gespannten Aufmerksamkeit, sondern eher einer passiven Wahrnehmung. Dabei ist das Grundprinzip des Autogenen Trainings, eine akzeptierende Haltung des Geschehenlassens bei gleichzeitiger Wahrnehmung der Entspannungsphänomene einzuüben und nicht etwa sich zur Ruhe zu zwingen und Veränderungen zu forcieren. Die innere Bereitschaft, diese Haltung einzunehmen und das regelmäßige Üben bilden die wichtigsten Vorausetzungen zum Erlernen des AT.

Sind diese Voraussetzungen gegeben, kann man vom Autogenen Training erstaunliche Wirkungen erwarten.

So ist zum Beispiel über die eigentlichen Übungen hinaus dauerhafte Dämpfung überschießender Gefühlsregungen (z.B. Angst) zu sehen, man wird sensibel seinen eigenen Körpersignalen gegenüber, es wird auf ansonsten unwillkürliche Körperfunktionen (z.B. Atmung oder Herzschlag) Einfluss genommen, Schmerzempfindungen können gemildert werden und es kommt zu einer allgemeinen Leistungssteigerung. Durch formelhafte Vorsatzbildungen wird die Selbstbestimmung gefördert und in der Oberstufe des Autogenen Trainings stehen die Selbsterfahrung und die Persönlichkeitsentwicklung im Vordergrund.

Zum Erlernen des Autogenen Trainings ist ein tragfähiges Arbeitsbündnis zwischen Lehrer und Lernenden grundlegend, denn die aktive Mitarbeit und das Üben zwischen den Übungsstunden sind genauso wichtig wie klare und anschauliche Anweisungen des Lehrers.

Autogenens Training kann zwar auch in Einzelsitzungen vermittelt werden, Gruppenübungen erweisen sich aber im Allgemeinen wegen der Möglichkeit des Erfahrungsaustausches und der gegenseitigen Unterstützung als sinnvoller.

Die Grundstufe des Autogenen Trainings kennt einen Übungsaufbau über sechs Stufen:

Schwereübung, Wärmeübung, Atemübung, Herzübung, Sonnengeflechtsübung und Stirnkühleübung, die über einen Zeitraum von sechs Wochen erlernt werden. Zwischen den wöchentlichen Gruppensitzungen ist tägliches zwei-bis dreimaliges Üben zu Hause unerläßlich. Dabei kann ein Tagebuch hilfreich sein.

Wer langfristig vom Autogenen Training profitieren will, sollte auch nach Ende der sechswöchigen Lernphase weiterüben, denn das Autogene Training ist keine Kurzzeittherapie, es kann wunderbar in den Alltag integriert werden und je ausgeprägter die Wirkung zu Beginn empfunden wird, desto leichter gelingt das normalerweise auch.

Die eigentliche Übungen der Grundstufe dauern zu Beginn etwa drei bis zehn Minuten, wobei die wöchentlichen Sitzungen ungefähr eine Stunde dauern.

Am Ende jeder Übung steht das konsequente „Zurücknehmen“ der Entspannung und hier tritt eine Wirkung des Autogenen Trainigs zu Tage, die es ermöglicht, aus dem Zustand tiefer Selbstversenkung nicht etwa zurück zur alltäglichen Verspannung zu gelangen, sondern eine individuelle Wohlspannung zu erreichen. Niemand wäre ja in der Lage, seinen Alltag in permantenter Entspannung zu bewältigen.

Auch dieser Effekt erschließt sich nur dem regelmäßig Übenden.

Die Oberstufe des Autogenen Trainigs kann sich an die Unterstufe anschließen. Das dort eingeübte schnelle Erreichen eines tiefen Versenkungszustandes bildet die Voraussetzung für die „Selbstschau“, nämlich das Erleben innerer Bilder, die oft in einer Beziehung zum Unbewußten und zu Stadien der eigenen Persönlichkeitsentwicklung stehen.

Das Erlernen des Autogenen Trainings empfiehlt sich bei Konzentrationsschwierigkeiten, Stress, Überlastung, Ängsten, Schlafstörungen, Konflikten in Beruf oder Familie ebenso wie zur unterstützenden Therapie von Magen-Darm-Erkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen, Erkrankungen der Atemwege, der Haut, des Stoffwechsels, des Bewegungsapparates, bei Schmerzzuständen (besonders Kopfschmerzen) und bei psychosomatischen Erkrankungen.

Darüber hinaus spricht nichts dagegen, das Autogene Training ohne besondere Begründung rein zur persönlichen Bereicherung einzuüben.

Kurstermine werden jeweils aktuell unter dem Menüpunkt „Neues“ bekannt gegeben.